Viele Anleger wünschen sich Geldanlagen mit festen, kalkulierbaren Erträgen. Zugleich soll die Geldanlage flexibel sein. Auf den ersten Blick klingt das wie die Quadratur des Kreises: Denn Geldanlagen mit festen Zinsen bieten zwar berechenbare Erträge, sind aber in der Regel nicht flexibel. Auf der anderen Seite gewähren flexible Anlageformen wie Aktien, Fonds und ETFs keine Renditegarantien. Einzig Tagesgeld vereint beide Eigenschaften – zumindest theoretisch. Die Praxis sieht heute leider anders aus: Tagesgelder sind zwar immer noch flexibel, doch wegen der Niedrig- und Negativzinsen werfen sie seit Jahren keinen Ertrag mehr ab. Daran wird sich auch auf absehbare Zeit nichts ändern. Welche Alternativen bleiben Anlegern?
Einen Ausweg aus dem Dilemma eröffnen Produktvarianten, die Festzinsen mit Flexibilität und Renditechancen verbinden. Hier sind besonders flexibles Festgeld und die Kombination von Festgeld mit Fonds zu nennen. Beim flexiblen Festgeld entscheiden die Zinskonditionen darüber, ob ein Produkt attraktiv ist oder nicht. Bei den Spar-Zwittern aus Festgeld und Fonds kommt es sehr auf die Kosten der Fonds und der Depotverwahrung an. Attraktive Angebote überzeugen mit niedrigen Gebühren und großer Wertpapierauswahl. Einige Beispiele:
Flexibles Festgeld
Diese Festgelt-Variante unterscheidet sich vor allem in der Verfügbarkeit des angelegten Geldes. Während klassische Festgeldanlagen nicht vorzeitig abrufbar sind, können Anleger bei flexiblem Festgeld einen Teil des Kapitals vorzeitig abziehen. Je nach Produktvariante sind bis zu 50 Prozent des Anlagebetrags. Einige Beispiele zeigen die Möglichkeiten:
Festgeld Flex
Beim flexiblen Festgeld der IKB Deutschen Industriebank können Anleger jeweils 50 Prozent ihrer Anlagebeträge täglich wieder auflösen. Als Anlagedauer sind ein bis zehn Jahre frei wählbar. Die Verzinsung beträgt aktuell über alle Laufzeiten 0,23 Prozent pro Jahr, es wird immer der auf dem Festgeldkonto verbleibende Betrag verzinst.
Kombigeld
Die NIBC Direct Bank bietet Festgeldlaufzeiten zwischen zwei und zehn Jahren, bei denen 50 Prozent des Anlagekapitals vorzeitig abrufbar sind. Die Verzinsung liegt je nach Laufzeit zwischen 0,35 Prozent für zwei Jahre und 0,65 Prozent für zehn Jahre. Die Mindesteinlage beträgt 5.000 Euro. Wer 10.000 Euro für fünf Jahre fest anlegt, der erzielt bei 0,50 Prozent Zinsen einen Ertrag von 253 Euro.
Festgeld Plus
Ein, zwei oder drei Jahre Laufzeit sind beim "FestgeldPLUS" der pbb Direktbank möglich. Die Auszahlung der Zinsen erfolgt jährlich auf das Tagesgeldkonto. Im Unterschied zum klassischen Festgeld können Anleger bis zu 20 Prozent Ihres Anlagebetrags jederzeit abheben. Seit September 2020 betragen die Zinsen 0,30 Prozent für ein Jahr, 0,45 Prozent für zwei Jahre und 0,60 Prozent für drei Jahre Laufzeit.
- Biallo-Tipp: Weitere Angebote mit flexiblem Festgeld finden sich bei ausländischen Banken, wie etwa der TBI Bank aus Bulgarien oder der Banco Portuges des Gestao aus Portugal. Zwar können Anleger hier zum Teil deutlich höhere Zinssätze erwarten, biallo.de empfiehlt diese Banken wegen des deutlich schlechteren Länderrankings und des damit verbundenen Anlagerisikos aber nur eingeschränkt für Anleger.
Flexible Festgelder im Überblick
Anbieter / Produkt | Mögliche Laufzeiten in Jahren | Zinnsätze | Mindestanlage |
IKB (Deutsche Industriebank) / Kombigeld | 1 2 3 4 5 7 10 |
0,23 % 0,23% 0,23% 0,23% 0,23% 0,23% 0,23% |
Mindestanlage: 5.000 Euro. 50 Prozent des Kapitals liegen fest, 50 Prozent sind jederzeit abrufbar. |
pbb direkt / FestgeldPlus | 1 2 3 |
0,30% 0,45% 0,60% |
Mindestanlage 5.000 Euro. 80 Prozent des Kapitals liegen fest, 20 Prozent sind jederzeit abrufbar. |
NIBC Direct / Kombigeld | 2 3 4 5 6 7 8 9 10 |
0,35% 0,40% 0,45% 0,50% 0,55% 0,60% 0,65% 0,65% 0,65% |
Mindestanlage: 5.000 Euro. 50 Prozent des Kapitals liegen fest, 50 Prozent sind jederzeit abrufbar. |
Quelle: Angaben der Anbieter / Stand September 2020.
Festgeld und Fonds
Finanzielle Beweglichkeit, planbare Zinsen und zusätzlich noch attraktive Renditechancen ermöglicht auch die Kombination von Festgeld und Fonds. Dabei fließt die eine Hälfte des Geldes in klassisches Festgeld, mit fixer Laufzeit und festen Zinsen. Die andere Hälfte wird in Investmentfonds ohne Haltefrist investiert. Das Festgeld sorgt für sicheren, kalkulierbaren Wertzuwachs; die Fonds sorgen für die Renditechance.
Allerdings besitzt die Kombination von Fonds und Festgeld mehrere Unbekannte: Erstens weiß man nicht, wie sich die Fondskurse entwickeln werden; und zweitens weiß man nicht, wie lange man das Geld im Fonds belassen muss, um einen Gewinn zu erzielen oder aus zwischenzeitlichen Kursverlusten wieder herauszukommen. Unter Umständen können Jahre vergehen.
Biallo Festgeld-Empfehlungen
Die nachfolgenden Anbieter wurden von Biallo als Empfehlung aus unserem Vergleich ausgewählt. Anlagebetrag: 5.000,00€, Anlagedauer: 12 Monate, Bonitätsbewertung: mind. hohe Sicherheit, Staat: alle Länder. Die Sortierung erfolgt nach dem Zinssatz. Die angezeigten Anbieter stellen keinen vollständigen Marktüberblick dar. Weitere Details zu Rankingfaktoren.
ANBIETER
ZINSSATZ
BEWERTUNG
S&P-LÄNDERRATING
PRODUKTDETAILS
1
AAA
höchste Sicherheit
- 100% Einlagensich.
- Anlage ohne Limit
Besonderheiten!
Konditionen
Sicherheit
Weitere Informationen
2
AA-
hohe Sicherheit
- 100% Einlagensich.
Besonderheiten!
Konditionen
Sicherheit
Weitere Informationen
3
AA-
hohe Sicherheit
- 100% Einlagensich.
Besonderheiten!
Konditionen
Sicherheit
Weitere Informationen
Sämtliche Angaben ohne Gewähr. Datenstand: 29.12.2023
Das spricht für Festgeld und Fonds
- Das Festgeld bietet garantierte Zinsen und macht die Erträge somit planbar.
- Anlagen in Festgeld sind gebührenfrei.
- Die Laufzeit für das Festgeld ist meist nicht besonders lang – für Anleger mit Wunsch nach einer gewissen Flexibilität ein Vorteil.
- Aktienfonds erhöhen die Renditechancen und sind flexibel, weil man die Anteile jederzeit verkaufen kann.
- Für risikobewusste Anleger offerieren die Banken Rentenfonds.
- Die Fonds bieten in der Regel Rabatte auf den Ausgabeaufschlag
Das spricht gegen Festgeld und Fonds
- Die Geldanlage in Investmentfonds ist mit Schwankungsrisiken verbunden. Das heißt, es bestehen Kursrisiken und das Sparergebnis ist nicht planbar.
- Sollte beim Verkauf des Fonds der Kurs im Minus stehen, entstehen Verluste.
- Kauf und Verwahrung der Fonds im Wertpapierdepot verursachen Gebühren. Diese müssen die Fonds erst einmal hereinholen, bevor Anleger ins Plus kommen.
- Kostengünstige ETF gehören nicht zum Angebot.
Da in der Ausgestaltung der Produkte erhebliche Unterschiede bestehen, lohnt der konkrete Blick auf einige Beispiele:
Festgeld & Fonds der Consorsbank: Bei diesem Produkt erfolgt die Aufteilung der Anlagegelder je zur Hälfte auf Festgeld und Fonds. Die Mindestanlage beträgt 5.000 Euro. Das Festgeld läuft zwölf Monate und wird aktuell mit überdurchschnittlichen 1,6 Prozent verzinst. Eine Verkürzung oder Verlängerung der Laufzeit ist nicht möglich. Allerdings können Bankkunden nach Ende des Anlagezeitraums erneut das Produkt "Festgeld & Fonds" abschließen, allerdings zu den dann gültigen Konditionen.
Bei den Investmentfonds stehen sechs klassische Fonds zur Wahl: ein Rentenfonds, drei Mischfonds und zwei Aktienfonds. Bei den Aktienfonds können Anleger zwischen einem global anlegenden und einem Nachhaltigkeitsfonds wählen. Die Fondsanlage kann in einem oder mehreren Fonds erfolgen, die allesamt von der Consors-Muttergesellschaft BNP Paribas aufgelegt sind. Für die Fonds fällt der halbe Ausgabeaufschlag in Höhe von 1,5 Prozent an, Depotgebühren entstehen nicht.
Lesen Sie auch: Nachhaltige Fonds und ETFs mit guten Renditen
- Achtung: Die erworbenen Fondsanteile müssen bis zum Ende der zwölfmonatigen Laufzeit des Festgelds im Wertpapierdepot verbleiben. Bei einem vorzeitigen Verkauf der Fondsanteile verlieren Anleger ihren Anspruch auf die Zinszahlung für das Festgeld.
VTB Anlage-Mix: Bei der VTB Direktbank fließt jeweils die Hälfte des Anlagebetrags in ein sicheres Festgeldkonto mit 1,0 Prozent Zinsen, die Laufzeit beträgt ein Jahr. Die andere Hälfte wird in ein ETF-Portfolio investiert. Dabei handelt es sich um die professionelle Vermögensverwaltung VTB Invest, die sich aktiv um die Auswahl der ETF und die Bewirtschaftung des Portfolios kümmert. Es stehen neun verschiedene Risikoklassen zur Wahl.
Für das VTB Invest Konto inklusive die Vermögensverwaltung entstehen maximal 0,95 Prozent Kosten pro Jahr, bei hohen Anlagebeträgen auch weniger. Die Festgeldanlage ist kostenlos. Die Mindestanlage beträgt 10.000 Euro.
- Achtung: Aus dem ETF-Portfolio sollten keine Beträge vor Ablauf des Festgeldkontos abgezogen werden, andernfalls erlischt die garantierte Verzinsung des Festgeldes und er werden nur marktübliche Zinsen ausgeschüttet.
Kombiangebot der Deutschen Bank: Der Anlagemix aus Festgeld und Fonds der Deutschen Bank sichert Anlegern aktuell zwei Prozent Festgeldzinsen über sechs Monate zu, wenn der gleiche Betrag in einen Investmentfonds fließt. Die Mindestanlagesumme beträgt 5.000 Euro. Die Aufteilung erfolgt zu je 50 Prozent in die Festzinskomponente und je 50 Prozent in einen Multi-Asset-Fonds. Für das Festgeld fallen keine Gebühren an.
Bei dem Multi-Asset Fonds stehen zurzeit sechs Fonds diverser Fondsgesellschaften zur Wahl: defensive Multi-Asset-Fonds, ausgewogene Multi-Asset-Fonds und offene Immobilienfonds. Beim Kauf der Fondsanteile ist ein Ausgabeaufschlag zwischen 1,0 und 4,0 Prozent des Kaufpreises zu zahlen. Die Investmentfonds können nach Ende der Festgeldanlage im Depot verbleiben oder der Anleger verkauft sie. Für die Depotverwahrung fallen je nach Depotmodell und Depotvolumen unterschiedlich hohe Gebühren an.
- Achtung: Wenn Sie zum Ende der Festzinsvereinbarung über das Geld verfügen möchten, müssen Sie mindestens drei Monate vor Fälligkeit kündigen. Kündigen Sie nicht, verlängert sich die Festzinsvereinbarung automatisch um weitere sechs Monate zum dann geltenden Festzinssatz. Dieser kann aufgrund des weiter rückläufigen Zinsniveaus geringer ausfallen. Überhaupt sollten Interessenten genau nachrechnen, denn der aktuelle Zinssatz von zwei Prozent für sechs Monate ergibt aufs Jahr gesehen nur eine Rendite von 1,0 Prozent. Der Zinsertrag von 25 Euro für die Mindestanlage deckt noch nicht einmal die Kosten für den Fondskauf von 25 bis 100 Euro bei 2.500 Euro Fondsanlage.
HVB Kombi-Angebot: Der Sparzwitter aus Fonds und Festgeld der Hypovereinsbank ermöglicht eine flexible Aufteilung des Anlagebetrags von mindestens 10.000 Euro. Auch bei der Anlagedauer des Festgelds sind Anleger flexibel: Drei, sechs oder neun Monate stehen zur Wahl. Der Zins reicht bis zu 1,5 Prozent pro Jahr. Der maximale Zinssatz ist abhängig von der Aufteilung des Anlagebetrags zwischen Festgeld und Wertpapieranlage. Er wird erreicht, wenn mindestens die Hälfte des Geldes in Wertpapiere fließt.
Für die Wertpapieranlage steht eine große Auswahl an Titeln zur Verfügung, außer Fonds auch Aktien, Zertifikate und ETFs. Entsprechend unterschiedlich gestalten sich auch die Kaufkosten. Für den inländischen Börsenhandel von Aktien, Zertifikaten und ETFs fallen 1,0 Prozent vom Kurswert an, mindestens aber 30 Euro je Order. Ausländische Titel sind noch teurer. Für das Wertpapierdepot berechnet die HVB mindestens 48 Euro pro Jahr.
- Fazit: Die hohen Kauf- und Verwahrgebühren schmälern die Ertragsaussichten des Kombi-Angebots und machen das Produkt – zumindest auf kurze Sicht – unattraktiv.
Kombisparen N der Sparkasse Hannover: Die Sparkasse Hannover bietet Kombisparern einen echten Öko-Klassiker zum Fondssparen, den Ökoworld Ökovision Classic. Der Ökovision gehört zu den ältesten deutschen Umweltfonds und erzielte in den vergangenen fünf Jahren eine Wertsteigerung von fast 50 Prozent. Als Alternative zum Ökovision steht Anlegern der Pictet Water Fund zur Verfügung. Auch dieser Fonds war zuletzt sehr erfolgreich, seine Fünf-Jahres-Performance beträgt 56 Prozent.
Die Bedingungen des Kombiangebots der Sparkasse Hannover ähneln denen anderer Anbieter: Die Anlagesumme fließt je zur Hälfte in einen Sparkassenbrief und in Fonds, die Mindestanlage beträgt 10.000 Euro. Der Sparkassenbrief hat eine Laufzeit von einem Jahr und wird mit 1,0 Prozent verzinst. Es fallen keine Gebühren an.
- Manko: Ein Nachteil des Kombisparens sind die hohen Fondsgebühren. Beide Fonds können nur gegen einen Ausgabeaufschlag von fünf Prozent erworben werden. Allein bei der Mindestanlage von 5.000 Euro fallen somit 250 Euro Gebühren an. Hinzu kommen Depotgebühren von 35,40 Euro plus 0,15 Prozent vom Kurswert, also noch einmal gut 42 Euro. Den Kosten von fast 300 Euro im ersten Jahr steht aber nur ein Zinsgewinn von 50 Euro gegenüber. Anleger müssen also längerfristig am Ball bleiben und auf eine gute Wertsteigerung des Fonds hoffen, damit die Rechnung am Ende aufgeht.
Biallo-Tipp: Bis zu fünfzehn Prozent Dividende
Eine interessante Alternative zu Wertpapier-Dividenden sind die Ausschüttungen von Genossenschaftsbanken. In der Spitze winken bis zu fünfzehn Prozent Dividende – ganz ohne Kursrisiko. Manche Genossen gehen sogar bundesweit auf Mitgliederfang.
Hinweis: Anstatt in einzelne offene Immobilienfonds oder Reitso zu investieren kann man es sich auch einfacher machen und in Immobilien-ETFs anlegen – also in börsengehandelte Fonds, die die Wertentwicklung bestimmter Immobilienindizes abbilden.
Wann empfiehlt sich die Kombianlage?
Vier Aspekte sind für Anleger entscheidend, damit sich die kombinierte Geldanlage in Festgeld und Fonds lohnt:
- Die Verzinsung des Festgeldes sollte weit deutlich überdurchschnittlich sein.
- Der Fondskauf darf nur geringe Gebühren verursachen. Dazu sollte der Ausgabeaufschlag zu mindestens 50 Prozent rabattiert sein oder der Kauf günstiger Investmentprodukte wie ETFs angeboten werden. Allerdings sollten auch beim ETF-Kauf keine Mindestgebühren anfallen, wie dies beim Angebot der HVB der Fall ist.
- Die Verwahrung der Wertpapiere im Depot sollte nichts kosten, wie dies bei der Consorsbank der Fall ist. Denn geringe Kosten wirken sich positiv auf den Nettoertrag einer Geldanlage aus.
- Das Kombiangebot sollte eine möglichst breite Palette an Investmentmöglichkeiten bieten, damit Anleger den für sie passende Fonds wählen können. Angebote, bei denen nur 2 oder 3 Fonds zur Wahl stehen, beinhalten oft nicht das optimale Anlagespektrum. Am besten ist es, wenn Sie ohnehin bei dieser Bank genau diesen Fonds kaufen wollten. Dann können Sie quasi nebenbei die Sicherheit der hohen Festgeldzinsen mitnehmen. Wichtig ist, den Anlagezeitraum nicht zu eng zu terminieren, um mögliche Kursdellen „aussitzen“ zu können.
Author: Daniel Villanueva
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